Auf dem Weg von Vrindavan nach Mathura, bevor man zum Pagal Baba Ashram kommt, gibt es einen Hanuman Tempel, der ‚Luteria Hanuman‘ heißt. In meiner Kindheit gingen wir dort oft hin und hörten dort immer die Geschichte des Tempels: eine Gruppe Räuber betete zu Gott Hanuman für den Erfolg ihres nächsten Plans. Wenn ihr Raubzug erfolgreich sein würde, würden sie die Hälfte des Geldes an Hanuman spenden. Sie hatten Glück bei ihrer Übeltat und hielten ihr Wort. Sie spendeten die Hälfte dessen, was sie bekommen haben dem Tempel, der seitdem ‚Luteria Hanuman‘ heißt, der Hanuman der Räuber.
Wenn man den Parikrama Marg, den Pilgerweg um Vrindavan läuft, kommt man bei dem ältesten Tempel Vrindavans vorbei, dem Tempel von Madan Mohan Ji, nahe am Yamuna. Früher floss die Yamuna direkt am Tempel vorbei, am Ghat, den Treppen hinunter zum Fluss. Der Fluss hat seine Bahnen jedoch geändert und so liegt der Fluss heute weiter hinter dem Tempel. Dieser Tempel hat eine ähnliche Geschichte.
Es ist ein sehr hoher Tempel und es heißt, dass ganz oben auf dem Tempel einmal zwei große goldene Töpfe standen. Ein Dieb kam einmal in den Tempel und betete zu Gott ‚Wenn ich diese zwei Töpfe stehlen kann, gebe ich dir einen davon!‘ Nach diesem Gebet wartete er darauf, dass es draußen dunkel wurde und kletterte daraufhin erfolgreich die Tempelwand hinauf, um die goldenen Töpfe zu erreichen. Danach sprang er direkt vom Tempel hinunter in die Yamuna und überließ der Göttin Yamuna einen der Töpfe, indem er ihn einfach losließ.
Ich möchte nicht über die Frage diskutieren, ob diese Geschichten historisch bewiesen werden können. Sie könnten ganz oder auch nur teilweise wahr sein. Wenn man jedoch irgendeine ortsansässige Person in Vrindavan fragt, kann man diese Geschichte noch einmal erzählt bekommen und so bin ich mit ihnen aufgewachsen. Ich bin viel gereist und weiß deshalb, dass solche Geschichten fast überall existieren. Da sind Tempel, da sind Schätze und da sind Diebe, die ganz ehrlich werden, wenn es um ihre Religiösität geht. Immer wenn wir solche Geschichten hören, scheinen die Räuber ganz religiöse Menschen zu sein, in Tempel zu gehen, Zeremonien durchzuführen und ihre Verehrung zu betreiben. In diesen Geschichten halten sie vor Gott immer ihr Wort. Sie spenden immer an Götter und Göttinnen, wenn sie bei ihren Raubzügen erfolgreich waren oder ihre Feinde töten konnten. Ich bin jedes Mal erstaunt über die Ehrlichkeit dieser Lügner, Räuber, Diebe und Mörder.
Wenn man merkt, was genau in diesen Geschichten geschieht, ist es auch interessant zu sehen, dass die Religion all diese Verbrechen immer deckt. In der Geschichte geht es um Diebstahl oder Mord und am Ende ist alles gut. Warum? Weil der Tempel, Gott oder die Religion Geld bekommen hat. Dadurch lässt sich jedes Verbrechen rechtfertigen. Selbst wenn man ein Verbrecher ist, ist es völlig in Ordnung, solange man Hingabe hat. Diese Geschichten sind im ganzen Land verbreiten. Ist es das, was Religion uns beibringen will?