Gestern habe ich geschrieben, dass eine Überbehütung durch die Eltern zur Folge haben kann, dass eine Frau auch in ihrer Beziehung nach einer Vaterfigur sucht. Die gleiche Überbehütung, besonders durch die Mutter, kann einen Mann auch dazu bringen, nach einer Frau zu suchen, die zu ihm ist wie seine Mutter.
Die Grundlagen hierfür werden gesetzt, während der Junge aufwächst. Viele Mütter tun alles für ihre Söhne bis sie erwachsen sind und oft sogar länger, vielleicht bis sie eine Freundin gefunden haben, die es für sie übernehmen wird. Das Problem ist nicht so sehr die Liebe der Mutter, die sie so viel wie möglich für ihren Jungen tun lässt, dass sie ihm Essen macht, seine Kleidung wäscht, vorbereitet, was er am Morgen anziehen soll und seine Schuhe sauber macht, wenn sie dreckig sind. Das Problem ist, dass sie ihrem Jungen nicht hilft aufzuwachsen und ihn praktisch daran hindert, seine Dinge selbst zu erledigen und manchmal eben auch, selbst zu denken.
Zu Beginn einer Beziehung ist es vielleicht noch kein Problem, dass der junge Mann jemanden braucht, der sich um ihn kümmert, wie es seine Mutter früher tat. Im Gegenteil, beide Partner können damit sehr zufrieden sein. Der Junge meint, seine Mutter hat das Gleiche ja auch für seinen Vater getan und bei ihnen hat es geklappt! Sie ist vielleicht glücklich damit, sich um jemanden zu kümmern, jemanden zu verpäppeln und für jemanden verantwortlich zu sein.
Wenn das so bleibt und beie damit glücklich sind, sage ich kein einziges Wort. Was jedoch meistens passiert, ist, dass beide Partner irgendwann nicht mehr vollkommen zufrieden sind, unglücklich sind, sich über den jeweils anderen beschweren und einfach keine liebevolle Beziehung mehr führen.
Eine Frau in dieser Situation, mit Ehemann und mehreren Kindern, um die sie sich kümmern muss, wird oft ihrer Rolle als Mutter überdrüssig. Sie muss sich um eine weitere Person kümmern und fühlt manchmal, das selbst das schon zu viel ist. Eltern sollten da sein, um gemeinsam Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen, aber ihr Ehemann selbst ist von ihr abhängig und das für solche Kleinigkeiten, wie die richtigen Socken zu finden oder einen Koffer für eine Geschäftsreise zu packen. Sie macht alles für alle Kinder und ist manchmal überwältigt von der schieren Masse an Dingen, die es zu tun gibt. Gepaart mit Perfektionismus kann dieses Gefühl, für alle verantwortlich zu sein, dazu führen, dass eine Frau hysterisch wird, zu viel Stress aufbaut und unter Burn-out und Depressionen leidet.
Für den Mann ist diese Situation aber auch nicht immer so angenehm wie sie scheint. Wenn er mit einer Frau zusammen ist, die gerne die Mutter ist und vollkommen in dieser Rolle aufgeht, ist sie es gewöhnt, ihn in allem, was er im Haus tut, Ratschläge zu geben in der Annahme, dass er nicht in der Lage ist, es selbst zu erledigen. Wenn er sich ohne ihren Rat einzuholen anzieht, sieht sie ihn kritisch von oben bis unten an. Wenn er etwas in der Küche macht, wenn er zum Beispiel ein Messer sucht und nicht findet, macht sie ihn darauf aufmerksam, wie dumm es von ihm ist, es überhaupt zu versuchen. Es ist überhaupt nicht angenehm, wenn man als Mann das Gefühl bekommt, man sei ohne den Rat seiner Frau nicht einmal in der Lage, sich die Unterwäsche richtig herum anzuziehen.
Diese Probleme tauchen alle auf und sollten nicht vernachlässigt werden, aber sie wären vielleicht nicht so schlimm, wäre da nicht das größte Problem von allen: ihr Sexualleben bereitet ihnen keine Freude mehr.
Eigentlich ist es ganz logisch, dass dieses Problem so häufig autritt. Das Gefühl stimmt einfach nicht. Zu Beginn stellte das vielleicht noch nicht ein sehr großes Problem dar, aber nach einigen Jahren spürt der Mann, dass er sich zu seiner Frau sexuell einfach nicht mehr sehr angezogen fühlt, da diese immer mehr wie seine Mutter wird und er für sie immer mehr die gleichen Gefühle hegt wie für seine Mutter. Seine eigenen Gefühle für diese Frau können ihn da reizen und irritieren.
Sie hat das Gefühl, dass sie die ganze Zeit auf ihren Ehemann achten muss. Auf diese Weise kann sie sich nicht im Geringsten für jegliche sexuelle Aktivität entspannen. Wie denn auch? Den ganzen Tag lang kümmert sie sich bis ins kleinste Detail um ihren Ehemann und versucht, ihn so glücklich zu machen, vielleicht mit dem Gefühl, dass sie nie genug Anerkennung bekommt für das, was sie tut. Für sie ist es fast zum Job geworden, seine Mutter zu sein. Am Ende des Tages wäre es nun ihr Job, sich auch im Bett um sie zu kümmern. Wenn man so an Sex denkt, als etwas, das gemacht werden muss, hat das offensichtlich mit Spaß oder Erregung nichts zu tun. Da sie natürlich im Bett nicht seine Mutter sein kann, muss sie sich da ändern und zur Liebhaberin werden. Sie setzt sich unter Druck, da sie ja auch diesen Job ordentlich erledigen will, gerät in Stress und wieder sicherlich keine Erregung.
Das Ergebnis ist leider oft, dass beide Partner eine Affäre mit einer anderen Person beginnen, mit der es keine weiteren Pflichten gibt, außer sexuellen.
Das kann keine Lösung für eure Beziehungsprobleme sein. Ihr müsst euch ihnen stellen, über sie sprechen und zusammen eine Lösung finden, nicht getrennt voneinander.
Als Frau musst du akzeptieren, dass dein Mann erwachsen ist und allgemein in der Lage ist, die Dinge zu erledigen, die du für ihn tust, auch wenn du sie für ihm mit viel Liebe machst. Als Mann wäre es vielleicht gut, wenn du einige der Dinge selbst tun würdest, die deine Frau bis jetzt für dich getan hat. Das würde den Druck auf sie verringern und würde dir auch ein gutes Gefühl geben.
Unternehmt etwas miteinander, findet eure Übereinstimmung als Mann und Frau, als Liebhaber, als Menschen, die einander lieben, nicht als Mutter und Sohn, sondern als Mann und Frau.