Gestern habe ich euch erzählt, dass einer meiner Facebook-Freunde gekommen ist. In einem unserer längeren Gespräche, kamen wir natürlich auch auf die Themen von Kultur, Beziehungen und Liebe zu sprechen. Wir teilten einige Gedanken zu den Problemen, die da entstehen könnten und sprachen natürlich auch über mögliche Lösungen. Mit all diesen Gedankengängen, wollte ich einen kleinen Teil hiervon auch mit euch teilen.
Wenn wir über indische Kultur und Beziehungen sprechen, wird da immer ein Thema aufkommen: arrangierte Ehen. Jede Menge Menschen hier, in der Tat die Mehrheit der Inder, glaubt immer noch sehr stark an dieses Konzept. Darunter sind auch junge Leute, die von Beginn ihres Lebens die Vorstellung haben, dass ihre Eltern ganz sicher den richtigen Partner für sie finden. Was jedoch muss man dafür tun, dass diese Vorstellung zur Wirklichkeit wird? Außer dem Glück, jemanden passenden zu finden, braucht es Vertrauen. Was jedoch kann man tun, wenn ein Kind dieses Vertrauen nicht hat?
Ich glaube, das geschieht in dieser Gesellschaft recht oft und sogar noch häufiger mit dem Fortschreiten moderner Medien, der Globalisierung und Möglichkeiten zu reisen, mehr zu sehen und freier zu sein. Junge Menschen bekommen viel mehr zu sehen, als was sie in der Vergangenheit erfahren konnten. Sie vertrauen vielleicht auch nicht mehr, dass ihre Eltern die richtige Entscheidung treffen. Und oft muss man auch gar nicht lange suchen um zu verstehen warum: bei ihnen daheim sehen sie oft ein Beispiel dafür, wie Ehe NICHT aussehen sollte.
Streit, Unterdrückung und sogar Gewalt – in vielen indischen Familien nichts Ungewöhnliches!
Es ist meiner Meinung nach auch kein Wunder, dass das bei einem kleinen Kind Narben hinterlässt. Diese Narben können so tief gehen, dass die Vorstellung von Ehe furchterregend wirkt. Dass in dem jungen Menschen der Wunsch nach Liebe, Nähe und Intimität besteht – doch die Angst vor Gewalt zu groß ist! Da ist kein Vertrauen – in das andere Geschlecht, dass die Eltern die richtige Wahl treffen und sogar, dass sie selbst die richtige Wahl treffen.
Eine junge Frau kann sehr wohl Angst davor bekommen, dass ihr zukünftiger Ehemann sie genauso schlägt, wie ihr Vater ihre Mutter geschlagen hat. Junge Männer können Angst davor haben, dass ihre zukünftigen Ehefrauen sich ständig beschweren, ihre Enttäuschung zeigen und versuchen, Streit anzuzetteln, genau wie ihre Mutter das mit ihrem Vater tat.
Gleichzeitig haben sie ein Verlangen nach diesem Ideal der Liebe, das sie in Filmen sehen oder von dem sie in Geschichten hören. Sie haben dieses Bedürfnis nach Akzeptanz und Liebe, aber sie trauen sich nicht.
Für mich macht das eines ganz deutlich: wir müssen mehr dafür tun, häusliche Gewalt zu stoppen. Wir müssen den Menschen ihre Möglichkeiten bewusst machen, die Möglichkeit zu gehen zum Beispiel oder sogar Anzeige zu erstatten. Wir müssen das Anzeigen einfach machen. Und schließlich halte ich arrangierte Ehen immer noch für den falschen Weg, da mehr Menschen von ihrem Partner, der für sie ausgesucht wurde, enttäuscht sind. Das führt zu Konflikten und einer ungesunden Umgebung für Kinder.
Mehr als alles andere jedoch möchte ich die Eltern bitten: seid euren Kindern ein Beispiel, denn sie lernen mehr von euren Taten als von euren Worten!