Wenn ihr meinen Blog in letzter Zeit gelesen habt, habt ihr euch vielleicht gewundert und darauf gewartet, dass ich etwas zu den Vorfällen der letzten Zeit in Indien schreibe, die natürlich international in die Nachrichten gekommen waren. Ein Mädchen, die 23-jährige Medizin-Studentin Jyoti Singh wurde in Delhi brutal von sechs Männern vergewaltigt und schwer verletzt auf der Straße liegen gelassen. Selbst mit den Anstrengungen der besten Ärzte Delhis und einem Transport in ein Krankenhaus in Singapur, konnte ihr Leben nicht gerettet werden. Dieser Vorfall hat einen nationalen Aufruhr mit Millionen Demonstranten im ganzen Land verursacht, die alle verlangen, dass sich etwas ändert und das am meisten für die Sicherheit der Frauen in Indien. Natürlich habe ich auch einige Gedanken zu diesem Thema und habe sie eine Weile lang gesammelt, um ein paar Tagebucheinträge daraus zu schreiben.
Zuallererst ist es meiner Meinung nach etwas Gutes, dass dieser Fall dem Problem an sich so viel Aufmerksamkeit gebracht hat. Es geht nicht nur um diesen einen Fall, es geht um die Fälle im ganzen Land, die viel zu zahlreich sind. Es geht auch nicht nur um Vergewaltigung, es geht um die kleineren, weniger offensichtlichen Verbrechen und die Demütigung, die Frauen in diesem Land immer wieder erleben. Es ist höchste Zeit, dass die Menschen nicht nur über die mangelnde Sicherheit für Frauen sprechen, sondern handeln und hoffentlich kann das momentane Bewusstsein wirklich eine Verbesserung bringen.
Es gab große Diskussionen und natürlich wurden auch die Regierung und andere führende Persönlichkeiten verschiedener Bereiche nach ihren Worten gebeten. Wenn unser Premierminister, unser Innenminister und viele andere wichtige Leute dieses Thema ansprechen und sagen ‚Wir haben auch Töchter und machen uns auch Sorgen um sie‘, muss ich schnauben – können sie es wirklich verstehen? Ich denke, wir sollten sie fragen, ob ihre Töchter jemals das Innere von Delhis Bussen gesehen haben. Ich glaube nicht! Natürlich machen sie sich Sorgen um ihre Töchter, aber auf einem ganz anderen Level. Ich bezweifle, dass sie eine wahre Vorstellung der alltäglichen Probleme haben, denen sich jede Frau in den Menschenmengen Indiens gegenübersieht.
Vergewaltigung geschieht nicht jeden Tag und mit jedem, also haben wir vielleicht Angst, sehen diese Gefahr jedoch nicht täglich. Wenn ein Mädchen jedoch in einer Menschenmenge steht – in der Metro, in einem Bus oder auch in einem vollen Laden oder einem Tempel – weiß sie, wovon ich spreche… der alte Mann zu ihrer Linken, der sich ein bisschen zu eng an sie lehnt, der junge Kerl vor ihr, der vorgibt, nicht genug Platz zu haben, um zu verhindern, dass sein Arm an ihre Brust drückt, die Hand, die gerade ihre Po gestreicht hat, nicht lange, aber doch fühlbar nicht per Zufall. Jede Frau, die in Indien oft in Situationen mit vielen Leuten kommt, ist ein regelmäßiges Opfer sexueller Belästigung. Eine Schande für unser Land!
Es ist wahr, das sind alles tägliche Vorkommnisse und leider bleibt es nicht immer bei der Belästigung. Viel zu viele Fälle von Vergewaltigung geschehen täglich in diesem Land, in großen Städten und auch in kleinen Dörfern. Was sind die Gründe dafür und was muss sich ändern? Große Fragen und ich werde in den nächsten Tagen meine Gedanken dazu aufschreiben.