Es ist wieder einmal Freitag und damit Zeit, euch Kindern unserer Schule vorzustellen. Heute möchte ich euch Roshni und Krishnakant vorstellen, ein elfjähriges Mädchen und ihren neunjährigen Bruder. Beide sind seit zwei Jahren bei uns an der Schule.
Als wir bei ihnen ankommen, sehen wir das Haus und fragen uns, wie es kommt, dass sie in einer so schönen Villa wohnen. Der Grund hierfür wird recht bald deutlich: die Kinder, die wir draußen auf der Straße bereits getroffen hatten, gingen nicht in das Haupthaus, sondern in ein Zimmer an der Seite des Hauses. Es ist eine separate Einzimmerwohnung mit Badezimmer und Toilette. Es sieht aus, als wäre sie für Bedienstete gebaut worden – und wir finden heraus, das so ziemlich genau das hier auch die Situation ist.
Roshnis Mutter arbeitet für die Familie, der das Haus gehört. Sie putzt, kocht, kümmert sich um die alte Mutter und wäscht Klamotten. Sie macht praktisch alles. Im Austausch dafür dürfen sie in dem Zimmer an der Seite des Hauses wohnen.
Zunächst hört sich das wie ein nettes Übereinkommen an. Nach einer Weile jedoch fragt man sich, wie viel sie an Miete für eine solche Wohnung bezahlen würden – und dann erkennt man, dass die Frau wahrscheinlich viel mehr als das verdienen würde, wenn sie eine normale Arbeitsstelle hätte! Dazu kommt, dass sie für die Familie des Hauses das Essen kocht – aber für ihre eigene Familie muss sie separat Essen kaufen und das auch kochen.
Dieses Essen, ihre Kleidung und alles andere, was sie brauchen, muss vom Einkommen von Roshnis Vater bezahlt werden. Er arbeitet als Elektriker, ist jedoch nicht selbstständig, sondern arbeitet unter einem Auftraggeber. Sein Einkommen hängt also davon ab, wie viel Arbeit dieser bekommt – und wenn das zu wenig ist, müssen sie mit dem klarkommen, was sie eben bekommen!
Die Familie ist trotzdem glücklich. Vor drei Jahren kamen sie in Vrindavan an, nachdem sie in ihrer Heimatstadt Firozabad überhaupt keine Arbeit finden konnten. Verglichen damit, geht es ihnen jetzt eigentlich recht gut. Und nachdem sie unsere Schule gefunden haben, ist es für sie sogar noch besser, da sie keine Schulgebühren zahlen müssen und auch Bücher und Material kostenlos bekommen.
Die Kinder jedoch erzählen, was genau sie an unserer Schule am meisten mögen: die Lehrer erklären alles geduldig und schlagen niemanden!