Als wir Thomas und Iris die gestrige Zug-Geschichte erzählten, mussten sie auch lachen und sagten, dass es eine typisch deutsche Eigenschaft ist, die Dinge ordentlich zu haben, so, wie sie sein sollten, wie man sie geplant hat und wie es organisiert war. Manchmal gäbe es vielleicht einen einfacheren Weg oder es wäre einfach nur unnötig, durch all die geplanten Schritte zu gehen, aber für den deutschen Verstand ist es klar, dass die Dinge so gemacht werden, wie sie zuvor durchdacht wurden. Und es gibt einen Plan und ein System für alles!
Thomas erzählte mir eine Geschichte, bei der ich auch lachen musste. In einem Bus gibt es immer einen oder zwei Sitze, die für Menschen mit Behinderung reserviert sind, so dass sie auch sicher einen Platz bekommen. Es gibt Karten, wie Ausweise, die angeben, dass eine Person beeinträchtigt ist und zu welchem Grad.
Dieser besondere Sitz war von einer älteren Frau besetzt. Eine andere Frau, in etwa im gleichen Alter, stieg in den Bus ein, der ansonsten voll war, und steuerte diesen Sitz an. Sie sagte der Frau, die da saß: ‚Dieser Platz ist für Menschen, die körperlich behindert sind!‘ Die Antwort kam prompt: ‚Tja, das bin ich.‘ Und sie zog ihre Karte heraus, um sie ihr zu zeigen. Als sie diese sah, begann die Frau, die immer noch stand, triumphierend zu grinsen, zoh ihre eigene Karte raus und hielt sie der ersten Frau vor die Nase mit dem Ausruf: ‚Ja, aber hier sehen sie, mein Behinderungsgrad ist höher als Ihrer! Ich habe das Recht, auf diesem Platz zu sitzen!‘
Wir mussten über diesen Vergleich der Behinderung lachen und das System, das dahintersteckt, so dass es nur gerecht und richtig ist, wenn die zweite Frau sitzen darf. Das ist es natürlich auch, aber es ist auch lustig und ich hoffe bloß, dass mindestens eine andere Person in dem Moment aufstand und der zweiten Dame einen Platz anbot, so dass sie beide eine angenehme Busfahrt hatten.