
Obwohl ich gestern geschrieben habe, dass man die Entscheidung, eine Beziehung jeglicher Art zu beenden, nicht zu schnell treffen sollte, kenne ich einen Fall in dem man, wenn man die Beziehung schon nicht beendet, doch seine Grenzen sehr deutlich machen sollte: wenn andere anfangen, dich auszunutzen.
Ich denke jeder hat das schon einmal erlebt: du hast einen Freund, Verwandten oder sogar einen Partner und diese Person magst du sehr. Ihr verbringt Zeit miteinander, habt Spaß und seid natürlich auch bereit dazu, einander zu helfen. Der andere hat eine Bitte und sagt ‚Ich weiß, das ist wirklich viel verlangt, aber kannst du das für mich machen?‘ Natürlich sagst du ja. Wenn du dem anderen irgendwie helfen kannst, tust du das mit Freuden, selbst wenn es recht viel Zeit, Mühe und sogar Geld in Anspruch nimmt. Bis hier ist da auch gar kein Problem. Doch dann, einige Tage später, hat der andere eine weitere Bitte. Du stimmst zu und denkst ‚Naja, ich habe es letztes Mal gemacht, er wird ja nicht ständig um etwas bitten, ich kann das schon noch einmal machen.‘ Leider kommt der andere jedoch bald darauf wieder und irgendwie wird es zur Angewohnheit.
Du hast dabei kein gutes Gefühl und während du das tust, worum er dich gebeten hat, bist du eigentlich genervt, nicht wie beim ersten Mal, als du es mit Liebe getan hast und daran dachtest, wie sehr er sich darüber freuen würde. Nein, jetzt tust du es, weil es die Pflicht eines Freundes zu sein scheint, weil der andere es erwartet. Er nimmt es ohne größere Anerkennung an und du meinst, wirklich keine wahre Freude in ihm sehen zu können. Du fühlst dich schlecht, aber du willst es nicht sagen. Du machst es trotzdem. Du bist verwirrt: er steht mir nahe und ich liebe ihn, warum fühle ich mich jetzt so schlecht mit ihm? Das ist die Situation, die du versuchen solltest zu vermeiden, denn wenn du das nicht tust, explodierst du eines Tages, schmeißt ihm seine Aufgabe vor die Füße und sagst ihm wütend, dass er sich für deinen Kram jemand anderen suchen soll.
Das Problem ist, dass das besonders mit Leuten passiert, die uns nahe stehen und die wir lieben. Es ist schwierig, die Bitte eines solchen Menschen auszuschlagen. Du hast Angst, den anderen zu verletzen, aber glaube mir, es tut sehr viel mehr weh, wenn man wartet und eines Tages einfach explodiert. Wenn du deutlich bist und zu Beginn Grenzen setzt, weiß der andere wie viel du tun kannst und willst. Wenn du Monate oder Jahre damit wartest, endlich deutlich zu werden, wird es am Ende schmerzhaft.
Du musst genug Selbstbewusstsein haben, um zu wissen, dass deine Zeit und deine Bemühungen wertvoll sind. Lass andere das nicht ignorieren und ignoriere das auch selbst nicht. Wenn andere beginnen, das als selbstverständlich zu betrachten, fehlt es dir wohl an Selbstbewusstsein. Du bist es wert, so gewürdigt zu werden, wie du andere würdigst. Wenn andere dich ausnutzen, geschieht, das, weil du sie lässt.
Wenn du glaubst, dass das harte Worte sind und dass man doch zumindest von denjenigen etwas erwarten kann, die man liebt, so stimme ich dir zu. Wenn man an die, die man liebt, keine Erwartungen haben kann, an wen denn dann? Doch die Bedingung ist, dass eine Bitte mit Liebe kommt. Wenn da Liebe ist und jemand etwas braucht, dann gibt es kein Problem. Gib mit offenem Herzen, wenn du Liebe spürst. Natürlich müssen wir einander helfen, doch da muss Liebe sein. Hilf deinem Freund, wenn er dich braucht, aber sei auch bereit, Hilfe anzunehmen, do dass es eine Beziehung des Gebens und Nehmens wird. Wenn da keine Liebe ist, sondern nur Aufträge, solltest du deinen Wert kennen und ganz klar aussprechen. Lass es nicht zu, dass andere dich ausnutzen.