
Gestern habe ich über Leute, Nicht-Hindus, gesprochen, die zum Hinduismus übertreten wollen und ich habe dazu erklärt, dass das überhaupt nicht möglich ist. Vor Kurzem gab es eine Diskussion zu der Tatsache dass viele Hindu Tempel es Nicht-Hindus nicht erlauben, den Tempel zu betreten. Jemand verlangte, dass diese Regel geändert werden sollte und so begann zu diesem Thema eine richtige Debatte. Ich dachte, es wäre nun der richtige Zeitpunkt, auch einen Blogeintrag zu diesem Thema zu schreiben.
In Südindien ist es Nicht-Hindus nicht erlaubt, die meisten Tempel zu betreten. An den Tempeln stehen große Schilder, die besagen, dass nur Hindus erlaubt sind. In Nordindien gibt es auch Tempel, die diese Regel einhalten, zum Beispiel der Vishwanath temple in Varanasi. Oder der Jagannath Tempel in Puri, im östlichen Teil Indiens.
Ich habe die Tatsache bereits erwähnt, dass es einfach nur unmöglich ist, zum Hinduismus überzutreten. Es ist also nur denen erlaubt, in den Tempel zu gehen, die auch als Hindus geboren wurden. Allen anderen wird der Zutritt verweigert. Ich sehe da jedoch ein kleines Problem: wie soll man denn bestimmen, ob jemand Hindu ist oder nicht?
Es gibt keinen Pass, der bezeugt, dass man Hindu ist. Es gibt keinen Mitgliedsausweis, den man vorzeigen könnte. Ich weiß, dass es in Deutschland eine Kirchensteuer gibt, die Christen an die Kirche zahlen. Sie könnten den Beleg vorzeigen, um zu beweisen, dass sie Kirchenmitglieder sind. Doch hier gibt es keine ‚Tempelsteuer‘ oder irgendwelche Belege, die man vorzeigen könnte! Wie genau soll man denn nun beweisen, dass man Hindu ist?
Es gibt natürlich äußere Zeigen, anhand deren man raten könnte, dass eine Person Hindu ist. Brahmanen zum Beispiel würden den ‚Janeu‘ tragen, eine Schnur um die Schulter. Man könnte von Hindus auch erwarten, dass sie ‚Tilak‘ tragen, ein farbiges Zeichen auf der Stirn. Man kann jedoch nicht sagen, dass jeder, der das nicht trägt, kein Hindu ist! Man kann noch nicht einmal sagen, dass jeder, der das trägt, ein Sohn oder eine Tochter von Hindus ist! Es könnte sich schließlich jeder eine Schnur umlegen und etwas Farbe ins Gesicht malen.
Man könnte vorschlagen, das Wissen der Person in Frage zu testen. Natürlich könnte man herausfinden, ob die Person die wichtigsten Mantras und Chants kennt, ob er oder sie die Schriften gelesen hat und ob derjenige weiß, wie man sich in einem Tempel verhalten sollte. Es gibt jedoch genug Menschen, die nicht als Hindus geboren wurden und das alles trotzdem gelernt haben, einfach nur, weil sie so sehr am Hinduismus interessiert sind! Viele von ihnen haben christliche Eltern oder stammen von einer Familie mit einer anderen Religion ab! Doch allein ihr Wissen macht sie nicht zu Hindus!
Wie also entscheiden die Tempel, wer reingehen darf und wer nicht? Sie sehen sich die Hautfarbe an. Ja, so glauben sie, dass sie sicherstellen können, dass nur Hindus in den Tempel kommen.
Ich halte das für ein sehr rassistisches Konzept! Sie sehen sich nur an, ob eine Person indisch aussieht oder nicht. Es ist jedoch eine Tatsache, dass jeder Inder genausogut Moslem, Christ, Jude, Buddhist oder auch etwas anderes sein könnte. Man kann vom Gesicht einer Person doch nicht ablesen, ob dessen Eltern Hindus waren! Er kann seine Eltern sogar mitbringen, du wirst trotzdem nicht wissen, ob diese Hindus sind oder nicht! Man verweigert also einfach jedem den Eintritt, der weiße oder schwarze Haut hat, der kaukasischer oder afrikanischer Abstammung ist, egal, wie lange er schon den Hindu Schriften, Zeremonien und Regeln folgt. Stattdessen erlaubt man jedem, der indisch aussieht, den Tempel zu betreten, ob er nun Jesus oder Allah anbietet oder auch gar nicht an Gott glaubt.
Wenn man es nicht rassistisch nennt, nennt man es einen Witz. Es ist einfach ein falsches Konzept.
Im Protest dazu möchte ich aber nicht vorschlagen, auch Nicht-Hindus in den Tempel zuzulassen, wie manche Leute es nun fordern. Stattdessen finde ich, sollten wir jeden Tempel oder Ort, an dem eine solche Regel existiert, einfach boykottieren. Warum, muss ich mich fragen, würden Nicht-Hindus überhaupt irgendwo hingehen wollen, wo die Menschen so denken? Warum würde man sich anstrengen, an einen Ort zugelassen zu werden, an dem man nicht willkomm ist?
Wieder kann ich einfach nur abschließend sagen, dass ich froh bin, zu keener Religion zu gehören, dass ich frei gehen kann, wohin ich will, Menschen aus jeder Religion in meinem Haus oder Ashram willkkomen heißen zu können und dass ich frei bin, mich mit Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen umgeben zu können.