Heute fahren wir von Gran Canaria ab. Eigentlich sitzen wir beim Schreiben dieser Zeilen bereits im Flugzeug, auf dem Weg nach Deutschland. Apra schläft tief und fest, auf dem Sitz neben mir, ihre Füße auf meinem Schoß. Wir hatten eine tolle Zeit auf dieser Insel und dank unserer Freundin Betty konnten wir recht viele Kanarier kennen lernen, mehr über die Kultur dort erfahren und merkten auch, dass das Leben auf einer Insel ganz anders ist!
Zuallererst ist da natürlich die Tatsache, dass man immer nahe am Ozean ist. Auf Gran Canaria bedeutet das, dass man von überall auf der Insel nur etwa eine Stunde fährt und man ist am Meer – an schönen Sandstränden mit sanften Wellen, Felsenküsten mit Treppen, die ins Wasser führen oder einem Strand mit kleinen schwarzen Steinen.
Besonders auf Gran Canaria jedoch, dem Miniatur-Kontinent, kann man auch fast jedes anderes Wetter und andere Landschaften haben: fahr einfach in die Berge hoch und es sieht aus wie in den Alpen auf einer Seite und wie in den Rocky Mountains auf der anderen. Und man wird daran erinnert, dass man auf Vulkaninseln ist, wenn man sich einige der Berghänge ansieht, die durch die erhärtete Lava aussehen, als wären sie aus geschmolzenem Eis. Ich habe sogar gehört, dass auf einer anderen kanarischen Insel vor zwei Jahren ein Vulkan aktiv war!
Wenn du jedoch etwas weiter weg willst, wenn du in ein anderes Land willst, wenn du etwas länger fahren und auch einmal über eine Grenze willst, musst du ein Schiff oder einen Flug nehmen. Da geht kein Weg dran vorbei. Es ist nicht wie in Deutschland, wo man sein Auto nehmen kann und, je nachdem wo man ist, ein paar Stunden fährt und in Frankreich, in der Schweiz, in Dänemark oder sogar in Italien ist! Man muss auf ein Schiff oder in ein Flugzeug steigen. Neben der Tatsache, dass man für solche Reisen mehr bezahlt, muss man auch mehr Zeit einkalkulieren. Und darum geht die Inselbevölkerung von Gran Canaria, wie wir letzte Woche erfahren haben, auch auf ihrer eigenen Insel in den Urlaub!
Ja, es ist wahr und das fanden wir wirklich lustig. In Deutschland ist es ein bisschen in Mode gekommen, Urlaub im eigenen Land zu machen. Das kann jedoch auch bedeuten, dass man acht Stunden Richtung Norden fährt, um ein Hotelzimmer an der Nordsee zu buchen. Oder andersrum, wenn man in die Alpen fährt zum Skifahren! In Indien kann man einen dreistündigen Flug nehmen und man ist immer noch im gleichen Land.
Auf Gran Canaria müssen die Leute da nicht so weit fahren: sie steigen ins Auto, fahren eine oder eineinhalb Stunden lang und mieten dann dort, wo sie hinkommen, eine Wohnung. Das kann in der Hauptstadt sein, an den sonnigen Stränden im Süden, in einem windigen Fischerdorf im Norden oder hoch oben in den Bergen mit einer spektakulären Aussicht auf die Berge.
Sie sind nicht daheim, also ist es Urlaub. Egal, dass man in anderen Ländern – wie Indien oder Deutschland, den zwei Ländern, in denen ich mich zuhause fühle – wahrscheinlich am Abend nach Hause fahren würde, selbst wenn es eine zweistündige Fahrt ist! Es findet alles im Kopf statt! Und wenn man das bedenkt, kann man sogar bei sich daheim Urlaub machen, ohne sich aus dem eigenen Bett zu bewegen.
Verändere einfach deine Sichtweise – vielleicht sogar zur ‘Insel-Sicht’! 🙂
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