Gestern habe ich erzählt, dass meine Familie nicht zu der Einweihungsfeier von Bekannten eingeladen war und ich beschloss, mich trotzdem darüber zu freuen, auch wenn es zu Beginn schmerzte. Die Geschichte war jedoch an diesem Punkt noch nicht vorbei – heute erzähle ich euch ein bisschen mehr über die Wut, Verwirrung und andere Gefühle, die sie verursacht hat.
Jeder weiß, dass ich eine ausdrucksstarke Person bin und in meinem Herzen nichts lange mit mir herumtrage. Nachdem unsere Emotionen und Gefühle zu diesem Vorfall sich zwei Tage später etwas gelegt hatten, schrieb ich diese Geschichte und meine Gefühle auf Facebook. Ich verrate nie die Identität anderer und habe mich auch in diesem Fall an diese Regel gehalten und nur die Schlussfolgerung ausgedrückt, die ich für meine eigenen Emotionen gezogen habe.
Ein Freund von uns und Verwandter der Gastgeberin, die uns nicht eingeladen hatte, war wütend hierüber. Doch als er auf Facebook schrieb und mit seinen Worten meinen Atheismus – und Facebook gleich mit – in die Hölle wünschte, hat er die Identität der Gastgeberin aufgedeckt, was ich wirklich nicht wollte. Also entfernte ich seine Antwort und rief ihn an, um das Thema klarzustellen.
Um es kurz zu machen, unser Freund, der als Verwandter natürlich an dem Programm teilgenommen hatte, sagte mir, ich hätte die fehlende Einladung falsch aufgefasst, es sei nur ein kleines Haus mit wenig Platz, wir hätten an der religiösen Zeremonie doch sowieso keine Freude gehabt und das Essen sei scharf gewesen und damit für uns nicht essbar. Wir hätten einige Tage später eine Einladung für ein Essen nur mit der Familie bekommen.
Die Gastgeberin rief mich schließlich auch noch an – eine Woche später, um mir alles Gute zum Geburtstag zu wünschen – und gab eine ganz andere Erklärung. Sie sagte, sie hätte niemanden eingeladen, aber alle über den Termin informiert. Eine seltsame Aussage – woher sollen deine Gäste wissen, wann sie kommen müssen? Sind alle ganz zufällig zur gleichen Zeit aufgetaucht? Naja, wie auch immer, diese Freundin gab ihren Fehler zu und entschuldigte sich am Ende. Interessanterweise jedoch stritt sie ab, jemals eine von den Ausreden verwendet zu haben, die wir gehört hatten und sie hatte auch nie gesagt, sie würde uns später einladen.
Jetzt war es klar, dass unser Freund versuchte, etwas in Ordnung zu bringen, das nicht er, sondern eine Verwandte getan hatte. Hätte uns irgendjemand ein paar Tage später einladen wollen, hätten sie uns auch am gleichen Tag anrufen können! Wir waren nur einen Anruf entfernt! In mehreren Gesprächen, die ich noch mit diesem Freund hatte, sagte ich ihm, dass man doch nicht die Verantwortung für die ganze Familie übernehmen kann! Es ist einfach unmöglich, weil das alle Individuen sind, die ihre eigenen Entscheidungen treffen und diese Entscheidungen vielleicht ganz anders aussehen, als das, für was du dich entscheiden würdest! Ich erzählte ihm, dass all meine Brüder und meine Frau ihre Verantwortung selbst übernehmen müssen!
Mein Freund hatte mich angelogen. Ein seltsames Gefühl. Zuerst fühlte ich mich schlecht wegen der fehlenden Einladung, dann wegen dem Angriff wegen meines Facebook-Texts und dann wegen der Lüge.
Trotzdem hege ich für diesen Freund keine schlechten Gefühle und die ganze Geschichte wird an unserer Freundschaft nichts ändern. Warum? Weil ich weiß, warum er das getan hat. Er hat versucht, mich aufzuheitern und wollte nicht, dass sich die Beziehung zwischen mir und seinen Verwandten verschlechtert. Es war ein Versuch von einem guten Herzen, aus Freundschaft und Liebe. Ich weiß, das liegt in seiner Natur – er will für die Handlungen anderer Verantwortung übernehmen. Aber wenn jemand anderes isst, so füllt sich nicht dein Magen. Wenn jemand anderes etwas Falsches macht, liegt es nicht an dir, das Problem in Ordnung zu bringen! Warum nimmst du den Fehler anderer Leute auf deine Schultern? Ich hätte es besser gefunden, wenn er gesagt hätte ‚Ich weiß nicht, warum ihr nicht eingeladen wart‘ anstatt zu versuchen, die Verantwortung einer anderen Person zu übernehmen – doch am Ende ist die Grundlage unserer Freundschaft nicht die Bedingung, dass man den anderen immer einlädt.
Ich beendete das Thema schließlich, indem ich ihm sagte, dass es keine große Sache sei. Ich habe darüber auf sozialen Medien und hier geschrieben, um meine eigenen Gefühle zu ordnen und auszudrücken. Unsere Vorstellung zu solchen Dingen mögen ja unterschiedlich sein, aber ich weiß, er hat in seinem Herzen Liebe, Freundschaft und gute Wünsche – und so liebe ich ihn wie zuvor.