
Gestern habe ich begonnen, euch von unseren Tagen im Restaurant zu erzählen und ich habe vor, euch in den nächsten Tagen noch mehr Einblicke in unser neues Leben als Besitzer und Kellner von Ammaji’s Ayurvedischem Restaurant zu gewähren. Heute möchte ich euch ein bisschen mehr dazu schreiben, wie anders diese Arbeit ist
Früher habe ich schon auf unterschiedliche Weise gearbeitet. Ich war Darsteller auf der Bühne, vor Tausenden Menschen. Ich habe Einzelsitzungen und Beratungen gegeben. Ich habe Workshops und Meditationen geleitet. Ich habe am Computer gearbeitet. Ich heiße auch heute noch in unserem Zuhause Retreat-Gäste willkommen. Und nun heiße ich sie in unserem Restaurant willkommen. Diese Arbeit bringt eine ganz andere Beziehung zu Menschen mit sich, als ich zuvor gehabt hatte!
Ich habe schon immer eine recht tiefe Beziehung mit den Menschen hergestellt, die ich getroffen und mit denen ich gearbeitet habe. Viele dieser Menschen wurden zu Freunden. Sie kamen oft, nur um mich zu treffen und wir hatten auch lange Gespräche. Nun treffe ich immer noch viele Leute – doch sie kommen aus einem anderen Grund und so kommt es, dass die Beziehung, die ich zu ihnen entwickle, auch anders ist.
Meine Unterhaltungen zur Zeit sind kürzer. Sie sind zum Essen da, haben Hunger und wollen wählen, was sie essen. Sie wollen an einem netten Ort sitzen und gut essen, weshalb sie ja zu uns gekommen sind. Und sie haben Interesse an unserem Konzept, unseren Ideen und unserem Essen. Den meisten Leuten erkläre ich also die Ayurvedischen Werte unserer Mahlzeiten und wie wir in unserer Speisekarte für jedes Dosha ein Zeichen abgedruckt haben. Ihnen gefällt das Konzept, gesund zu essen und etwas zu sich zu nehmen, was neben dem guten Geschmack auch noch gut für ihren Bauch ist.
Wenn ich gefragt werde, woher wir die Idee für dieses Konzept haben, erzähle ich ihnen von meiner früheren Arbeit in Europa, Amerika und Australien. Naja, soviel wie ich in der begrenzten Zeit eben erzählen kann. Es ist wie eine fünfminütige Zusammenfassung der vergangenen Jahre meines Lebens!
Natürlich haben die Leute auch Interesse an unseren Retreats im Ashram sowie unseren Kochworkshops – wer hätte das nicht, nach so leckerem Essen? Wenn ich ihnen schließlich von unserer wohltätigen Arbeit erzähle, schätzen das alle sehr! Ihre Mahlzeit in unserem Restaurant unterstützt auch die kostenlose Bildung und das Essen unserer Kinder!
Am Ende nehmen die Leute eine Visitenkarte mit und lassen ihre hier, nehmen unsere Telefonnummer und sagen, sie würden für ein Essen wiederkommen, sie würden anrufen oder manchmal, sie würden in den nächsten Tagen für ein längeres Treffen und Gespräch kommen. Das ist jedoch keine ernsthafte Verabredung. Sie waren hier zum Essen, nicht um Freundschaften zu schließen. Vielleicht kommen sie, vielleicht nicht. Ich erinnere mich vielleicht daran, vielleicht nicht.
Eines jedoch weiß ich sicher: ihnen hat ihre Zeit hier gefallen, ihre Mahlzeit und ihr Gespräch mit ihr. Das macht mich glücklich und ist schließlich etwas, was diese Arbeit mit allen Vorherigen gemeinsam hat: ich bin vollkommen glücklich, weil ich Menschen helfen kann und ein Bedürfnis stillen kann, während ich mittellose Kinder unterstütze!