Wie bereits erzählt, reiste ich 2005 mit einem Flötenspieler, der meinem Programm eine besondere, musikalische Note gab, was immer sehr schön war und allen Teilnehmern sehr gut gefiel. Es war eine gute Idee, einen Live-Musiker mitzunehmen, da ich jede Menge Programm hatte und seine Flötenmusik oft eine wunderschöne Atmosphäre schaffte. Nachdem wir jedoch etwas Zeit mit diesem Musiker verbracht hatten, merkte ich, dass der Charakter und die Mentalität dieses Mannes für solche Reisen und diese Arbeit nicht wirklich passte. Das wurde sehr deutlich, als Yashendu mit ihm eine Unterhaltung über unsere Gastgeber hatte.
Wir waren nun zu dritt und natürlich hatte nicht jeder meiner Organisatoren genug Platz daheim, um uns alle unterzubringen, also trennten wir uns, wo auch immer es nicht möglich war. Es gab immer noch andere Freunde oder gastfreundliche Menschen, die sich freuten, für eine Woche einen oder zwei Gäste zu haben. In einer Stadt hatte ich eine langjährige Freundin, bei der ich immer wohnte. Mein Bruder Yashendu und unser Musiker wurden von neuen Freunden eingeladen, einem sehr netten Paar, das auch geholfen hatte, das Visum für unseren Musiker zu bekommen.
Wenn ich bei jemandem zu Gast bin, bin ich für gewöhnlich derjenige, der das Kochen übernimmt. Auf diese Weise gebe ich meinen Gastgebern gerne ein bisschen was zurück und sie können indisches Essen genießen, während sie Gäste aus Indien bei sich haben. Yashendu tat das Gleiche und es war wie zur Gewohnheit geworden, dass diejenigen, die nicht kochten, hinterher das Geschirr abwuschen. Auf unserer ganzen Reise jedoch und auch an diesem Ort machte unser Musiker keine Anstalten zu helfen – nicht beim Kochen und auch nicht beim Abwasch. Der Abwasch ist sowieso etwas, das in Indien oft also ‚niedere Arbeit‘ angesehen wird. Als wir ihm sagten, dass es normal ist, zu helfen und dass er auch hin und wieder mal das Geschirr abspülen sollte, antwortete er ‚Ich komme aus einer hohen Kaste und werde nicht die Teller anderer Leute abspülen!‘ Obwohl Yashendu ihm antwortete ‚Du bist nicht in Indien, diese seltsame Einstellung funktioniert hier nicht! Du bist jetzt in Deutschland, hier sind alle gleich!‘, hörte er sich das nur an und begann, seinen Teller zu waschen – aber nichts weiteres.
Naja, das war nur mit ein Grund, warum wir mit ihm nicht ganz so glücklich waren, aber das eigentliche Problem mit seiner Einstellung begann, kurz bevor er wieder nach Deutschland zurückkehrte. Er hatte sein Ticket und erzählte Yashendu, wann sein Zug gehen würde. Er sagte ‚Unsere Gastgeber bringen mich also um zehn Uhr zum Bahnhof und dann…‘. Yashendu unterbrach ihn ‚Nein, warte, da können sie dich nicht fahren, das ist Bürozeit und sie werden bei der Arbeit sein. Du kannst also das Taxi nehmen.‘ Als er das hörte, war unser Flötenspieler beleidigt und fing eine seltsame Diskussion mit Yashendu an.
‘Meinst du damit, dass sie mich noch nicht einmal zum Bahnhof fahren werden? Was für Gastgeber sind das denn? Also wirklich, so behandelt man doch seine Gäste nicht! Man muss bei ihnen arbeiten, muss selbst bis zum Bahnhof kommen… wenn einer von denen jemals nach Indien und zu mir nach Hause käme, würde ich ihnen zeigen, was Gastfreundschaft wirklich ist!‘ Er wollte mit weiteren Beispielen fortfahren, aber Yashendu unterbrach ihn nochmal, dieses Mal wirklich leicht verärgert und vor allem überrascht von seiner Undankbarkeit. ‚Na hör mal, diese Leute tun wirklich alles für dich! Sie haben dir die Einladung geschickt, aufgrund der du überhaupt erst nach Deutschland kommen konntest! Sie lassen dich bei ihnen wohnen, sie kaufen dein Essen ein, sie sind Freunde und kommen zu jedem Programm, das du anbietest!‘
Natürlich ging ihre Unterhaltung noch ein bisschen weiter, aber ich kann euch Zeit und Mühe ersparen, ihr wisst bereits, was für eine Mentalität unser Musiker hier zur Schau stellte! Es war unglaublich und als mein Bruder mir davon erzählte, wusste ich, dass ich diesen Mann nie wieder auf Reisen mitnehmen würde! Leider habe ich auf meinen Reisen bei Indern oft eine ähnlich undankbare Einstellung beobachtet. Ich nehme an, dass sie auf irgendeine Weise zu der Erwartung erzogen wurden, Dinge kostenlos zu bekommen und alles, was andere für sie tun, als selbstverständlich zu betrachten.
Ich war bloß froh, dass unsere Freunde von all dem nichts mitbekamen und versicherte mir innerlich, dass ich meine eigene Dankbarkeit immer zeigen würde, indem ich ein guter Freund sein würde.