Wie jedes Jahr besuchen Yashendu und ich auch 2006 einige neue Orte. Die Leute, die das Programm dort organisierten, waren nur teilweise Menschen, die ich von den vorherigen Jahren auf Reisen kannte. Mehrere andere waren mit mir in Kontakt gekommen, nachdem sie meine Webseite gesehen hatten oder von einer dritten Person von meinem Bruder und mir gehört hatten. Man weiß eigentlich nie wirklich, was einen erwartet, wenn man so zu einer unbekannten Person geht – und obwohl wir immer versucht haben, ein bisschen etwas über die Leute per Email herauszufinden, erlebten wir 2006 mit einigen Organisatoren eine Überraschung. Zum Beispiel mit der Frau, von der ich euch heute erzählen möchte.
Es war eine Frau, deren Email ich eines Tages in meinem Posteingang fand. Sie hatte von einem Freund eines Freundes von uns gehört, der in Deutschland schon bei einigen unserer Programme gewesen war. Nachdem sie ein bisschen auf unserer Internetseite über uns gelesen hatte, schickte sie uns per Email eine Einladung, zu ihr nach Hause zu kommen. Wir waren für solche Einladungen immer offen und erzählten ihr also, welche Workshops, Meditationen und Sitzungen wir anbieten konnten. Ein reger Email-Austausch folgte.
Als Yashendu und ich noch in Indien waren, machten wir bereits einen Termin für das Programm aus. Bald schickte sie den Terminplan mit den Aktivitäten und wir stimmten zu. Es war eine Mischung von allem, was wir anboten und was sie schrieb, hörte sich gut an – laut ihr, gab es in ihrer Gegend viel Bedarf und auch Nachfrage nach solchen Workshops. In einer ihrer nächsten Emails erklärte sie ihre Ideen, um das Programm zu bewerben – und wir waren begeistert.
Sie hatte etwas ähnliches vorher bereits angedeutet und nun erörterte sie, dass sie mit jeder Menge Journalisten in Kontakt war, von denen einige für sehr bekannte Fernsehsender, Radiosender und Zeitungen arbeiteten. Sie sagte, sie sei zuversichtlich, dass sie einen kurzen Spot, eine kleine Werbung unseres Programms in einen von Deutschlands wichtigsten Fernsehsender bringen könnte. Ich war schon oft und in unterschiedlichen Ländern im Fernsehen gewesen und kannte die positive Wirkung, ein solcher Bericht auf ein Programm haben kann. Ich freute mich also über ihre Bemühungen und ermutigte sie, ihnen anzubieten, auch während der Zeit, in der wir da waren, ein bisschen zu filmen.
So kamen wir also zu dem Haus dieser Frau mit großer Hoffnung auf ein gutes Programm. Yashendu und ich waren die Wochen vor der Zeit bei ihr recht beschäftigt gewesen und so waren wir nicht mehr allzu viel in Kontakt gewesen. Wir hatten jedoch unsere Ankunftszeiten durchgegeben und so holte sie uns ab. Im Auto, auf der Fahrt vom Bahnhof nach Hause redeten wir und Yashendu und ich begannen, uns ein bisschen seltsam zu fühlen: sie erzählte, dass Menschen in der Gegend Spiritualität brauchten, aber noch nicht bereit dafür seien!
Weiter sagte sie, dass sie eine Nachricht an all die Fernseh- und Radiosender geschickt hatte, in denen sie behauptet hatte, Leute zu kennen, doch niemand hatte auch nur geantwortet! Ich fragte sie nach ihrer Kontaktperson in einem von Deutschlands bekanntesten Fernsehsendern und sie antwortete, sie wüsste alles über diesen Mann und hätte sogar seine private Nummer herausgefunden, doch er hätte ihre Versuche, ihn zu kontaktieren, nie beantwortet!
Um es kurz zu sagen, sie hatte überhaupt keine Werbung gemacht. Es hatte alles nur in ihrer Vorstellung stattgefunden, da waren keine Journalisten und auch keine Teilnehmer – wo sollten die denn auch herkommen, wenn keiner etwas davon wusste?
Zuerst war das ein Schock. Natürlich, wir hatten erwartet, die ganze Woche durchzuarbeiten. Doch dann merkten wir, dass wir es einfach so annehmen mussten, wie es war – da konnten wir nun gar nichts machen. Und das war das Beste, was wir tun könnten. Wir hatten schließlich eine schöne Woche bei ihr daheim, mit ihrer Familie und selbst mit einem Meditationsabend, zu dem sie all ihre Freunde eingeladen hatte.
Manchmal laufen die Dinge anders als geplant.
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