Gurus profitieren vom Wunsch der Leute, die Auserwählten zu sein - 27 Mar 11
Stadt:
Vrindavan
Land:
Indien

Ich beendete mein erfolgreiches Programm in Rajasthan, aber ohne am letzten Tag Einweihungen zu geben. Ich kehrte nach Vrindavan zurück, hinterließ aber eine Frage in den Köpfen der Menschen: „Warum will Guru Ji keine Einweihungen mehr geben?“
Manche Leute meinten, sie wüssten die Antwort. Vielleicht wollte ich nur besondere Leute einweihen, nur einige wenige Auserwählte.

Das war in der Welt der Gurus kein völlig unbekanntes Konzept. In Hindi gibt es ein kurzes Gedicht:

Bhagati firati thi duniya jab talab karate the ham|
Jab se chhoda hai ise bekarar aane ko hai||

Die einfache Bedeutung ist: Wenn du versuchst, irgendetwas in der Welt zu bekommen, läuft es vor dir davon. Wenn du jedoch kein Interesse daran zeigst, kommt es zu dir.

Es gibt hier in Indien viele Gurus und religiöse Führer, die wissen, wie man dieses Gedicht auf eine Weise anwendet, die ihnen größeren Erfolg garantiert – also mehr Geld und eine größere Anhängerschaft bringt. Sie sagen ‚Ich habe kein Geld, ich will kein Geld haben und ich lange Geld niemals auch nur an!‘, doch man stellt fest, dass sie zu den reichsten Gurus der Welt gehören. Viele sagen auch ‚Ich will keine Anhänger haben‘, um zu zeigen, dass sie kein Ego haben. Sie wollen zeigen, dass sie an dem Wettbewerb, wer die meisten Anhänger hat, nicht teilnehmen. Das ist eine weitere Art des Ego, das Ego, am bescheidensten von allen zu sein. In Wirklichkeit finden sie jedoch einfach einen anderen Weg um Anhänger zu gewinnen.

Es gibt einen traditionelle Art und Weise, wie ein Guru jemanden zum Anhänger macht. Diese Initiation oder Einweihung ist eine Art Ritual mit viel Drumherum, in dem der Guru dem Anhänger eine Mala und ein Mantra gibt. Manche Gurus sagen öffentlich, dass sie das nicht tun, doch wenn jemand ihnen nahe kommt und gerne ihr offizieller Anhänger sein möchte, geben sie ihm eine Mala oder einen anderen symbolischesn Gegenstand und sagen ‚Das ist für dich‘. Dann fügen sie noch ein Mantra hinzu, sagen, dass es für diese Person gut wäre, dieses Mantra zu benutzen. Derjenige fühlt sich dann natürlich als Ausgewählter und hat das Gefühl, einen Guru gefunden zu haben. Solche Anhänger sagen obendrauf, dass ihr Guru nicht wie alle anderen ist, sondern einfach ganz besonders.

Das schafft für gewöhnlich ein sogar noch stärkeres Band, da man sich wirklich besonders und als der einzige Ausgewählte fühlt, anstatt eine Einweihung als einer von Tausenden mitzumachen. Für den Guru ist das etwas schwieriger, besonders bei einer wachsenden Zahl von Anhängern, doch sie geben ihr Bestes, um jedem Einzelnen das Gefühl zu geben, aus der Menge hervorzustechen. Gurus in jeder Kultur und in jedem Land haben dieses Prinzip in Bargeld verwandelt.

Als ich also verkündete, dass ich keine Einweihungen mehr geben würde, dachten viele Leute an die Zeit, als ich zuvor in ihre Stadt gekommen war, vor etwa vier Jahren. Damals hatte ich jedem, der es wollte eine Einweihung gegeben. Jetzt, nach der Höhle, wollte ich offensichtlich nur einige wenige, auserwählte Anhänger initiieren.

Es gab viele, die sich dazu bereit fühlten, diese Auserwählten zu sein und sie beschlossen, dass sie einen Weg finden würden, wie sie mir näher kommen könnten und dann würden sie darauf warten, dass ich ihnen eine andere Art von Einweihung zuteil kommen lassen würde. Vielleicht, dachten sie, bekämen sie diese Chance, wenn sie zu mir in den Ashram kämen. Es dauerte nicht lange und die Geschichte hatte sich verbreitet, so dass wir nur wenige Tage nach meinem Programm in Rajasthan mehrere Rajasthanis im Ashram in Vrindavan willkommen heißen durften.

Sie hatten meine Absicht und das, was ich eigentlich wollte, nicht wirklich verstanden. Auch im Ashram war es schwierig, ihnen das verständlich zu machen. Während sie hier waren, sprach ich viel mit ihnen und erklärte, dass ich wirklich keine Anhänger mehr haben wollte. Sie wollten die Welt durch ihre eigene getönte Brille sehen und waren nicht bereit, das zu sehen, was in meinem Herzen und meinem Geist war. Ich bin nicht sicher, was sie in der Zeit von mir dachten. Vielleicht waren sie enttäuscht, weil ich sie nicht zu ‚den Auserwählten‘ machte. Vielleicht meinten sie aber auch, dass es nur noch nicht die richtige Zeit war und sie mir nur näher kommen müssten und es ein andermal noch einmal probieren müssten. Ich bezweifle, dass irgendeiner von ihnen wirklich die Veränderung verstand, die ich durchgemacht hatte.

Schließlich verließen sie den Ashram wieder und ließen mich mit dem Rätsel zurück, wie ich in Zukunft mit diesem Problem umgehen sollte. Ich hatte noch eine Einladung von einer indischen Familie aus Bangkok, sie in Thailand zu besuchen und ich beschloss, die Einladung anzunehmen. Im August 2001 flog ich also nach Bangkok und dachte bei mir, dass es gut ist, für eine Weile etwas Abstand von Indien zu nehmen.

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