Zu Beginn 2006, als ich noch in Australien war, hatte ich eine Erlebnis, das mich erkennen ließ, wie kommerziell die spirituelle Szene bereits war. Ich war auf einer Esoterik-Messe – und zur Überraschung meiner Organisatoren lehnte ich es ab, dort zu arbeiten.
Wenn ich die ganze Geschichte erzählen will, muss ich auch sagen, dass meine Organisatoren selbst auch einen Stand an dieser Messe hatten. Als ich also bei ihnen ankam, erklärten sie mir, dass sie für das Wochenende keine Workshops geplant hatten, sondern mich stattdessen zu der Messe mitnehmen wollten, so dass ich dort arbeiten und den Menschen helfen konnte. Ich war bereits auf ähnlichen Messen gewesen und war nicht sicher, was ich davon halten sollte. Ich war bisher nur als Besucher auf solchen Veranstaltungen gewesen, nicht als Vortragender, aber ich wusste, dass es dort gut organisiertes Programm gleichzeitig zu der Einkaufswelt an den Ständen gab. Ich war also wieder einmal offen dafür zu sehen, was auch immer kommen würde.
Wir kamen zu dem großen Gebäude, in dem diese Messe stattfand und meine Organisatoren nahmen mich gleich mit zu ihrem Stand, den sie bereits am Tag zuvor aufgestellt hatten. Während wir durch die Halle gingen, sah ich mir die anderen Aussteller und ihre Stände an. Die Leute verkauften Kristalle, Engelkarten, spirituelle Bücher, Klangschalen und viele Geschenkartikel. Es gab Tarotkarten-Leser, Hellseher und Wahrsager. Man konnte seine Aura fotografieren lassen, sich seine Zukunft voraussagen lassen und sich sogar in kleinen, von Vorhängen abgetrennten Bereichen massieren lassen. Es gab dort auch Programm, in einigen großen Seitenhallen, wo Zeitpläne von Vortragenden vor der Tür und in kleinen Broschüren angekündigt wurden. Es war ein spiritueller Supermarkt, eine Messe, auf der Kauf und Verkauf von Energie für alle ganz normal war.
Der Stand meiner Organisatoren war recht groß und lag an einem der Hauptwege durch die Halle. Nachdem ich dort angekommen war, erzählten sie mir schließlich, was sie eigentlich geplant hatten. Er sagte mir ‚Wir können mit Vorhängen einen kleinen Bereich von unserem Stand abgrenzen und du kannst gleich hier Einzelsitzungen geben. Und wir machen eine Zeit aus, zu der wir deinen Vortrag hier ankündigen. Wer auch immer dann in der Nähe ist und Zeit hat, kann einfach hier vorbeikommen und dir zuhören!‘
Ich war zunächst sprachlos und nicht sicher, wie ich meine Gefühle nun am Besten ausdrücken soll. Am Ende begann ich bei dem, was ich für offensichtlich hielt: ‚Es ist recht laut hier‘ und weiter erklärte ich ihm, dass ein einfacher Vorhang nicht ausreichen würde, die störenden Geräusche von außen abzuhalten, damit sich jemand in einer Einzelsitzung entspannen könnte! Außerdem würde ich so auch keinen Vortrag geben können, wie ein Marktschreier, der in der Mitte eines geschäftigen Markts seinen Fisch anpreist und über den Lärm der Menge hinwegzuschreien versucht! Ich muss mich für einen Vortrag konzentrieren, ich muss in den Augen der Menschen ihre Reaktion lesen können und da brauche ich auch ihre Aufmerksamkeit! Es geht nicht, wenn ich als Zuhörerschaft nur Leute habe, die im Vorbeigehen anhalten und weitergehen, wenn sie merken, dass sie am Thema nicht interessiert sind! Ich bewerbe ja nichts und will gar nichts verkaufen!
Jemand antwortete, und wie ich hoffe halb im Scherz, er meinte, ich sei ein Expert der Konzentration und könnte mich überall konzentrieren. Ich erklärte ihm, dass er ja vielleicht ein Meister dieser Kunst sei, dass ich jedoch meine Unfähigkeit, das zu tun, erkannte. Ich könnte mich ja vielleicht inmitten einer Menschenmenge auf mich selbst konzentrieren, doch im Umgang mit anderen muss ich mich auch auf das Außen konzentrieren, ein Gefühl für die Atmosphäre in meiner Zuhörerschaft bekommen und einfach etwas mehr Frieden haben als inmitten einer vollen Markthalle!
Naja, ich denke ich bin einfach nicht der Richtige für eine solche Messe!