In den vergangenen Tagen habe ich die Bedürfnisse von Kindern im Westen, die von UNICEF in einer Studie genannt wurden, mit den Bedürfnissen von Kindern in Indien verglichen. Ein paar Punkte sind noch übrig:
12. Zwei Paar Schuhe, wenigstens eins davon wetterfest
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, bei dem meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden sollte, wie viel das die Eltern wirklich kostet. Kinderfüße wachsen schnell und sie brauchen regelmäßig neue Schuhe, so dass sie ordentlich gehen, rennen und springen können.
Leider ist das Wetter in unserer Gegend in Indien so mild, dass man die meiste Zeit des Jahres auch ohne Schuhe herumlaufen kann, aber mit der Entwicklung der Straßen und der Verschmutzung der ganzen Stadt ist das heutzutage nicht mehr so leicht oder von hygienischer Sicht aus ratsam, wie es einmal war, als ich ein Kind war. Wir geben den Kindern unserer Schule die schwarzen Schulschuhe, die zur Schuluniform gehören und wir sehen oft, wie sie in ihrer Freizeit auch diese Schuhe anziehen, weil sie kein anderes Paar Schuhe haben. Im Sommer ziehen sie sie aber natürlich lieber aus. Dann gibt es leichte und ganz billige Flip-Flops, bei denen die Größe recht flexibel ist – man sieht also auch Kinder in viel zu großen und viel zu kleinen Schuhen. Während ich also die Anzahl der Paar Schuhe auf eines reduzieren würde, ist es denke ich in Indien auch ein Zeichen der Armut, wenn man überhaupt keine Schuhe hat.
13. Möglichkeit, ab und zu Freunde zum Spielen und Essen nach Hause einzuladen
Das ist ein weiterer Punkt, zu dem ich euch sagen kann, dass die große Mehrheit indischer Kinder weniger arm zu sein scheint als die Kinder reicher Länder, für die diese Studie gemacht wurde. In Indien laden sogar die Ärmsten der Armen ihre Freunde zu sich nach Hause ein. Die Kinder unserer Schule besuchen einander regelmäßig und sie essen auch beim jeweils anderen. Vielleicht ist es eine Frage der indischen Gastfreundschaft, dass man einem Besucher von dem anbietet, was man hat, egal wie wenig das ist und es mit denen, die da sind, teilt. Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass die armen westlichen Eltern sich vielleicht wegen ihrer Armut mehr schämen als eine indische Familie es tun würde und dass einfach nur wegen der Tatsache, dass es in Indien viele arme Leute gibt.
14. Möglichkeit, Geburts- oder Namenstage sowie religiöse Feste zu feiern
Ich habe schon viele Menschen getroffen, die total schockiert waren, als sie hörten, dass die meisten Kinder, die zu unserer Schule kommen, ihr Geburtsdatum nicht kennen. Ihre Eltern wissen auch nicht, wann genau sie geboren wurden, weil es für sie einfach nicht wichtig ist. Das liegt teilweise an der Kultur, aber teilweise auch daran, dass sie es sich nicht leisten können, an dem Tag etwas Besonderes zu tun.
Religiöse Veranstaltungen sind jedoch sehr wichtig und jeder, egal wie arm, feiert zum Beispiel Diwali. Selbst wenn sie bei sich zu Hause nur eine Öllampe anzünden, eine kleine Puja-Zeremonie abhalten und für etwas mehr finanzielles Glück im nächsten Jahr beten, eine Feier gibt es auf jeden Fall.
Ich bin mir nicht allzu sicher, was die Qualität dieses Kriteriums angeht, da solche Feiern ja jeden Umfang haben können, von einer billigen und einfachen Feier daheim zu einer extravagant teuren Feier mit jeder Menge Geschenken und einer großen Party. Ist eine Feier nicht schön aufgrund der besonderen Atmosphäre? Oder weil die Familie zusammenkommt? Kann das nicht auch ohne Geld erreicht werden?