Jetzt, da die Internetseite wieder oben ist, möchte ich euch auch von einem Überraschungsbesucher in der letzten Woche erzählen. Es war Sanjeev, ein alter Freund von mir, einer meiner ersten wirklich guten Freunde im Westen. Er hat indische Wurzeln, wurde in London geboren und wuchs dort auf, wo ich ihn auch traf und bei seiner Familie wohnte. Vor Kurzem sind sie alle nach Dubai gezogen. Er rief eines Abends an, sagte, dass er in Indien Geschäfte hatte, in Delhi war und am nächsten Tag Zeit hätte, vorbeizukommen, wenn das für uns in Ordnung wäre. Was für eine schöne Überraschung! Natürlich war das für uns in Ordnung!
Ich hatte Sanjeev schon drei oder vier Jahre nicht mehr gesehen, seit er das letzte Mal im Ashram gewesen war und es war gut, ihn hier in die Arme nehmen zu können. Wir setzten uns hin und hatten ein langes Gespräch, erzählten einander, was wir in den vergangenen Jahren gemacht hatten, wie es unseren Familien ging und was uns zur Zeit bewegte. Ich zeigte ihm, was im Ashram neu war und erzählte natürlich von unseren Problemen mit der Internetseite. Als die grundlegenden Fragen nach Gesundheit und Neuigkeiten beantwortet waren, gingen wir über zu einem Thema, das etwas sensibler war: unsere religiösen Ansichten.
Um das Folgende zu verstehen, müsst ihr wissen, dass ich Sanjeev im Jahr 2001 kennen gelernt habe, in einer Zeit, als ich frisch aus der Höhle gekommen war und erst auf meiner zweiten Reise im Westen war. Ich hatte die Entscheidung getroffen, die traditionelle Rolle des Gurus in Indien hinter mir zu lassen, war aber immer noch sehr religiös. In meinem Leben gingen viele Veränderungen vor sich und viele davon hatte ich nicht bewusst begonnen. Ich hatte meinen Freund und seine Familie als tief religiöse Familie kennen gelernt und wusste, dass sich das nicht so sehr verändert hatte, wie ich mich über die Jahre verändert hatte.
Als wir also so nebeneinander saßen, in einem ruhigen Eckchen im Ashram, kam unser Gespräch auch auf diese Veränderungen in mir. Es war für meinen Freund nichts absolut Neues, da wir immer noch in Kontakt waren, online und hin und wieder übers Telefon. Er erwähnte ‚Ich wusste, in welche Richtung deine Gedanken gingen und dass ich ganz anders denke. Doch dann dachte ich auch, dass du mein Freund bist und mich nicht wegen meinem Glauben verurteilen wirst‘.
Meine Antwort war etwas wie ‘Ich verurteile dich nicht, aber natürlich verurteile ich solche Menschen, die mit dem Glauben anderer spielen.‘
Es ist wahr. Ich verurteile wirklich keine Leute, nur weil sie einen bestimmten Glauben haben. Ich kenne ihre Gründe für ihren Glauben. Es ist jedoch etwas anderes bei denen, die ihr Wissen dessen, nach was andere suchen, dafür verwenden, selbst Gewinn zu machen. Ich verurteile all diejenigen Priester und Gurus, die bewusst andere zum Narren halten, um an ihr Geld zu kommen. Es ist falsch, es ist unehrlich und bringt vielen Leuten viel Schmerz. Nein, das ist nicht richtig.
Es ist jedoch überhaupt kein Problem für mich, mit jemandem befreundet zu sein, der an eine Religion glaubt. Einer meiner vorherigen Blogeinträge dreht sich bereits um die Tatsache, dass eine echte Freundschaft nicht bei einem Glaubenswechsel beendet ist. Ich bin wirklich freun und nicht daran gebunden, nur Freunde einer bestimmten Religion oder gar keiner Religion zu haben. Wenn du mein Freund bist und ich mich von Religion abwende, bedeutet das nicht, dass du dich auch verändern musst, damit wir weiter Freunde bleiben. Akzeptiere mich so, wie ich bin und ich akzeptiere dich so, wie du bist.
Ich hatte also einen sehr schönen Nachmittag mit Sanjeev und am Abend fuhr er zurück nach Delhi. Danke, mein Freund, dass du spontan vorbeigekommen bist und für deine Liebe ohne Bedingungen und Grenzen.
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