Liebe indischen Eltern,
Ich habe ein Problem.
Es ist nicht direkt ein Problem zwischen mir und euch, aber ja, es ist ein Problem, das ihr mit eurem Verhalten geschaffen habt. Die Folge ist für mich klar: ich kann mein Kind nicht mit euch allein lassen.
Um ehrlich zu sein fühle ich mich nicht einmal danach, übermäßig viel Zeit mit euch und euren Kindern zu verbringen.
Warum, fragt ihr?
Weil ihr eure Kinder schlagt. Weil ihr die ganze Zeit davon sprecht, eure Kinder zu hauen, selbst, wenn ihr das gerade mal nicht tut. Weil die Gewalt bei euch in der Luft liegt, in eurem Haus, in eurer Familie.
Ich weiß, dass ihr mein Kind nie schlagen würdet. Ich weiß auch, dass ihr euch mit eurer Gewalt zurückhaltet, wenn ich da bin, dass ihr versucht, euer eigenes Kind nicht zu schlagen, wenn ich da bin. Wenn euch die Hand doch ausrutscht, bekomme ich einen entschuldigenden Blick, einen schuldbewussten Blick, in dem auch noch ein Gefühl zu sehen ist, das ich nicht ganz definieren kann. Es scheint, als wolltet ihr mir zeigen, wie ungezogen euer Sohn oder eure Tochter wirklich ist. Als würde ich dann zugeben, dass dieser Schlag ins Gesicht eines Kindes durch sein Fehlverhalten gerechtfertigt wäre.
Das denke ich nicht. Niemals und in keinem Fall.
Mir tut euer Kind leid. Ein Kind, das von Beginn an lernt, dass Gewalt eine Antwort ist. Ein Kind, das gebrochen wird, anstatt mit Liebe großgezogen. Denn was auch immer ihr sagt, ich sehe keine Liebe in euren Ohrfeigen. Ich sehe, dass ihr eurem Kind wehtut. Wenn nicht dauerhaft und vielleicht auch nicht einmal wirklich körperlich, dann doch geistig. Ich fühle mit eurem Kind.
Noch mehr als das jedoch möchte ich mein eigenes Kind vor dieser Gewalt bewahren. Ich will nicht, dass mein Kind denkt, es sei in Ordnung, andere zu schlagen. Ich will nicht, dass mein Kind die Drohung hört, du würdest sie oder ihren Freund schlagen für etwas, was sie in ihrem Spiel getan haben, für was ihre spielerischen Versuche hervorgebracht haben, für was sie sich ausgedacht haben, was sie erforscht und entdeckt haben.
Ich weiß, dass mein kleines Baby eines Tages Gewalt sehen wird. Vielleicht geht sie allein zu einer Freundin, wenn sie älter ist und mich nicht mehr dabei haben will. Vielleicht hört sie da, wie du ihrer Freundin mir Schlägen drohst. Oder vielleicht wird sie Zeuge davon, wie du ihre Freundin ohrfeigst.
Aber bis zu diesem Tag werde ich sicherstellen, dass sie weiß, dass Gewalt falsch ist. Ich werde sicherstellen, dass sie die geistige Stärke hat, das auszuhalten und vielleicht sogar eine Antwort für dich bereit hat, die dir den Unterschied zeigt. Ich werde sicherstellen, dass sie eines der Mädchen einer Generation ist, die auch in diesem Land etwas verändert, genau wie es im Land ihrer Mutter in der Vergangenheit geschehen ist.
Ich weiß, es mag eure Gefühle verletzen, wenn ich Einladungen ausschlage. Ich weiß, ihr seid vielleicht enttäuscht, wenn ich nur kurze Besuche mache, wenn ich meine Tochter dabeihabe. Aber ich weiß auch, dass ihr irgendwo tief drinnen wisst, dass ich Recht habe. Wenn ihr es jetzt nicht seht, so werdet ihr es sehen, wenn unsere Kinder erwachsen sind.
Bis dahin schaffen wir in unserem Zuhause ein gewaltfreies Gebiet für unsere Tochter. Sie wird nicht geschlagen, hört keine Gewaltdrohungen und sieht auch nicht, dass ihre Freunde geschlagen werden. Schickt eure Kinder ruhig her, wenn ihr wollt, damit sie etwas anderes erleben. Seht, wie es ohne Gewalt, friedlich und voller Liebe getan werden kann.
In der Hoffnung, dass ihr mich versteht,
Alles Liebe,
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