Heute möchte ich euch über ein paar Jungs schreiben, drei um genau zu sein, die schon lange in unseren Leben und Herzen sind – und zwei von ihnen sind vor Kurzem auch wieder in unseren Ashram zurückgekehrt! Jeder, der in den letzten sechs oder sieben Jahren hier im Ashram gewesen ist, weiß von wem ich spreche: Pawan, Mohit und Jaysingh!
Vor fast zwei Jahren habe ich euch das letzte Mal von Jaysingh geschrieben. Damals waren wir etwas aufgerüttelt von seiner Entscheidung, den Ashram zu verlassen, akzeptierten es jedoch als das, was es war: der Wunsch eines sechzehnjährigen, die Welt zu entdecken. Seinem Beispiel folgend, wenn auch etwas weniger dramatisch, tat unser zweiter Junge, Mohit, das Gleiche etwa ein halbes Jahr später, als er verkündete, er würde lieber bei seiner Familie in ihrem Dorf wohnen und dort zur Schule gehen.
Pawan blieb bei uns und erlebte seine eigenen Abenteuer, wechselte hier Schulen und fand seinen Platz hier wieder als der älteste der ‚Ashram Jungs‘. Das Leben ging weiter, wir beschäftigten uns mit vielen anderen Dingen und eröffneten Ammaji’s Ayurvedisches Restaurant.
Nach etwa drei Monaten erzählte mein Vater mir von einem Telefonanruf, den er bekommen hatte: Jaysingh fragte, ob er zu Besuch vorbeikommen könnte. Natürlich antworteten wir! Es wäre schön, ihn nach so langer Zeit mal wieder zu sehen und zu hören, was er so gemacht hat! Er kam an und wir erfuhren, dass er da draußen in der Zwischenzeit wirklich einen Geschmack der ‚echten Welt‘ bekommen hatte: er war zu seinen verschiedenen Brüdern und Cousins in unterschiedlichen Teilen des Landes gereist und hatte an einigen Orten gearbeitet, um dort sein Geld zu verdienen: als Tagelöhner trug er Sand und Ziegel zum Beispiel und dann arbeitete er in einer Sari-Fabrik.
Es war diese Erfahrung, die ihn dazu brachte, mich noch etwas zu fragen: ‚Kann ich hier arbeiten?‘ Er hat gesehen, wie die Dinge in Fabriken in Indien wirklich laufen! Lange Arbeitszeiten und grausame Arbeitsbedingungen. Sein Arbeitgeber und seine Aufseher scheuten nicht davor zurück, ihre Angestellten für ihre Fehler zu schlagen. Die Maschinen waren gefährlich – wenn man nicht aufpasste, konnte man sich die Finger abschneiden. Ältere Arbeiter beschwerten sich über Atemprobleme, Husten und ähnliches, alles verursacht von den Chemikalien, die für das Färben der Saris verwendet werden. Mit den langen Arbeitszeiten war Jaysingh immer müde – einmal schlief er bei der Arbeit an der Maschine ein und ruinierte 80 Saris! Natürlich wurde sein Arbeitgeber da wütend und er bezog Schläge. Ein anderes Mal brach ein Feuer aus und er sowie seine Mitarbeiter mussten zu einem Fenster hochklettern, um von dort nach draußen zu springen und sich zu retten!
Kurz gesagt, er hat seine Erfahrungen gemacht und beschlossen, dass er lieber hierherkommen und fragen würde, ob wir ihn wieder aufnehmen und ihm Arbeit anbieten würden. Er hatte immer Geld nach Hause geschickt und wollte das auch gerne weiter so machen! Natürlich, für einen unserer Jungen haben wir definitiv einen Platz und er kann sogar noch etwas lernen! Als Helfer in der Küche wird er bald Wissen und auch Erfahrung ansammeln, die ihm in seinem Leben weit tragen werden!
Neuigkeiten verbreiten sich schnell, selbst in Indien, und so kehrte bald nachdem Jaysingh wieder bei uns eingetroffen war auch ein weiterer Junge wieder in sein zweites Zuhause zurück: Mohit schloss sich uns auch wieder an. Beide Jungs lernen nun, wie man Pizza, Pasta und mehr macht! Und was auch toll ist, ist, dass sie eingewilligt haben, nebenbei privat zu lernen – um zumindest einen Schulabschluss zu machen!
Es ist toll, sie wieder hier zu haben – und sie sind auch froh!